Als ein tödlich verstrahlter Mann gegen seinen Willen 83 Tage am Leben erhalten wurde

Hisashi Ouchi war ein Labortechniker, der im Kernkraftwerk Tokaimura in Japan arbeitete. Ouchi wurde bei einem Zwischenfall zum schlimmsten radioaktiven Verstrahlungsopfer der Nation. Der Unfall ereignete sich am 30. September 1999. Hisashi Ouchi, 35 Jahre alt, Masato Shinohara, 39 Jahre alt, und Yutaka Yokokawa, 59 Jahre alt, arbeiteten im Kernkraftwerk. Ouchi und Shinohara bereiteten eine Charge Kernbrennstoff vor, indem sie Uran in einen Tank füllten. Yokokawa saß an seinem Schreibtisch, etwa 4 Meter von dem Behälter entfernt. Plötzlich sahen sie einen hellblauen Funken über dem Behälter flackern. Die Mischung führte zu einer Kernreaktion, bei der Neutronen- und Gammastrahlen freigesetzt wurden. Danach ereignete sich an diesem Ort ein schrecklicher Unfall. Allgemein kann viel über diesen Fall hier auf 160 Seiten gelesen werden.

Erstens betrug die maximal zulässige Menge an Urangehalt in der Mischung 2,4 Kilogramm. Als die Reaktion stattfand, befanden sich 16 Kilogramm Uran in der Lösung. Zweitens hatten diese Techniker keine Ausbildung in diesem Grad der Anreicherung von Uran als Brennstoff. Dies war das erste Mal seit drei Jahren, dass dieses Verfahren überhaupt in dieser Fabrik erprobt wurde. Das Kernkraftwerk wurde nur zweimal im Jahr vom staatlichen Kontrolleur inspiziert und es war noch nie während des Betriebs der Anlage untersucht worden.

Die Auswirkungen der Strahlung auf Hisashi Ouchi waren sofort spürbar. Er hatte Schmerzen und konnte nicht richtig atmen. Er erbrach sich in den Tank und verlor in der Kammer sein Bewusstsein. Ouchi wurde zusammen mit den beiden anderen Technikern sofort in das Mito-Krankenhaus eingeliefert. Hisashi, der dem Tank am nächsten war, wurde von 17 Sievert Strahlung betroffen. Dies ist vielleicht die höchste Strahlendosis, die ein Mensch je erlebt hat. Shinohara und Yokokawa erhielten tödliche Dosen von 10 und 3 Sievert. 50 mSv (1 Sv = 1000 mSv) ist die maximal zulässige jährliche Strahlendosis, und 8 Sievert werden als die tödliche Dosis angesehen.

Nach Angaben der Ärzte erlitt Ouchi bei diesem Vorfall einige schwere Verbrennungen. Seine inneren Organe waren vollständig geschädigt. Überraschenderweise lag die Zahl der weißen Blutkörperchen in seinem Körper nahe Null, wodurch sein gesamtes Immunsystem zerstört war. Durch die tödliche Strahlung wurde auch seine DNA zerstört. Der fast hautlose und skelettartige Körper von Hisashi vergiftete ihn innerlich rapide. Trotz zahlreicher Hauttransplantationen verlor er weiterhin Körperflüssigkeiten durch die Poren seiner Hautverbrennungen, wodurch sein Blutdruck aus dem Gleichgewicht geriet.

Als sich Hisashis Zustand verschlechterte, verlegte man ihn in das Krankenhaus der Universität von Tokio. Berichten zufolge nahm man dort die weltweit erste Transfusion von peripheren Stammzellen vor, so dass die weißen Blutkörperchen in seinem Körper wieder produziert werden konnten. Die japanische Regierung räumte der medizinischen Versorgung von Hisashi hohe Priorität ein. Eine Gruppe von Spitzenmedizinern aus Japan und der ganzen Welt wurde versammelt. Sie erörterten den schlechten Zustand der von der Strahlung betroffenen Hisashi Ouchi.

Die Ärzte hielten ihn am Leben, indem sie ihm regelmässig eine grosse Menge Blut und Flüssigkeit hineinpumpten. Die Mediziner gaben ihm auch Medikamente, die hauptsächlich aus verschiedenen Ländern importiert wurden. Es wurde auch berichtet, dass Ouchi während der Zeit seiner Behandlung mehrmals darum bat, ihn von den unerträglichen Schmerzen zu befreien. Er will kein Versuchskaninchen mehr sein. Es wurde jedoch über eine Frage des nationalen Selbstwertgefühls nachgedacht, die das medizinische Spezialteam unter Druck setzte. So hatten sich die Ärzte, obwohl sie wussten, dass Ouchi sterben würde, 83 Tage lang bemüht, ihn am Leben zu erhalten.

Am 59. Tag der Behandlung von Hisashi stoppte sein Herz dreimal innerhalb von nur 49 Minuten. Dies verursachte schwere Schäden in seinem Gehirn und in den Nieren. Die Ärzte hatten Ouchi vollständig lebenserhaltend behandelt, bis er schließlich am 21. Dezember 1999 aufgrund eines Multiorganversagens verstarb. Man geht davon aus, dass Hisashi Ouchi von der stärksten nuklearen Strahlung in unserer Krankengeschichte betroffen war. Er verbrachte die letzten 83 Tage seines Lebens in einem höchst schmerzvollem Zustand.

Was bewirkt nukleare Strahlung eigentlich im menschlichen Körper? Im Inneren des Kerns jeder unserer Körperzellen befinden sich mikroskopisch kleine Körper, die als Chromosomen bekannt sind. Sie sind für die Funktion und Reproduktion jeder Zelle in unserem Körper verantwortlich und ermöglichen uns das Leben. Chromosomen bestehen aus zwei großen Molekülen der Desoxyribonukleinsäure (DNA). Die Kernstrahlung wirkt auf die Atome im menschlichen Körper, indem sie die Elektronen eliminiert. Dadurch werden die Atombindungen in der DNA aufgebrochen.

Wenn die DNA beschädigt wird, können sich die Zellen nicht mehr replizieren und sterben ab. Diejenigen, die sich noch vermehren können, erzeugen weitere defekte Zellen. Wenn sich die beschädigten Zellen vermehren, entsteht Krebs. Hisashis Exposition gegenüber nuklearer Strahlung war so stark gewesen, dass seine Chromosomen zerstört worden war.

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